Arbeitswirtschaft ist eine Form der Betriebswirtschaft, die sich auf die wirtschaftliche Kontrolle und Optimierung von Produktions- und Logistikprozessen konzentriert. Insofern ist Arbeitswirtschaft eine Spezialdisziplin unter dem Dach der Betriebswirtschaft. Sie werden in diesem Artikel erfahren, warum die Arbeitswirtschaft eine so wichtige und unverzichtbare Aufgabe in der Führung eines produzierenden Unternehmens hat. So wie es in der Betriebswirtschaft eine Gewinn- und Verlustrechnung gibt, gibt es auch in der Arbeitswirtschaft eine Gewinn- und Verlustrechnung. Diese wird aber nicht in Euro aufgestellt sondern in Stunden. D.h. die Arbeitswirtschaft beurteilt die Wirtschaftlichkeit einer Produktion oder eines Lagerhauses anhand eines Zeitsaldos. Der „Gewinn“ ist die Differenz aus der Zeit, die ein Betrieb erwirtschaftet hat (vergleichbar dem Umsatz) und der Zeit, die ein Betrieb verbraucht hat (vergleichbar den Kosten). Man kommt so zu einem Saldo, der positiv oder negativ sein kann (Gewinn oder Verlust in betriebswirtschaftlicher Denkweise). Der große Vorteil (und damit Nutzen) der Anwendung der Arbeitswirtschaft anstatt einer betriebswirtschaftlichen Gewinn-und Verlustrechnung liegt in dem einfachen Verständnis für die Betroffenen (betriebliche Führungskräfte und Mitarbeiter). Minus fünf Stunden sind minus fünf Stunden, d.h. wir haben fünf Stunden mehr verbraucht, als erwirtschaftet. Ein Gewinn von 10.000 Euro oder ein Verlust von 10.000 Euro. ist aber eine abstrakte Zahl für die meisten Mitarbeiter und Führungskräfte, weil sie den betriebswirtschaftlichen Gesamtzusammenhang gar nicht verstehen oder durchblicken können. Diese Vereinfachen eines an und für sich komplexen betriebswirtschaftlichen Zusammenhanges (eine gesamten Produktion oder ein gesamtes Lagerhaus in der Logistik) auf Zahlen, die für die Menschen auf dem Shopfloor ein nachvollziehbares, beeinflussbares Ergebnis darstellen, ist der Nutzen von Arbeitswirtschaft für die operative Betriebsführung und dem Ziel der kontinuierlichen Verbesserung aller Prozesse und ihrer Organisation. Aus der Sicht der Prozessoptimierung kann man den Zusammenhang auch sehr leicht verständlich erklären. Jeder Prozess hat einen Input (was hineingesteckt werden muss) und einen Output (was herauskommt). Auf die Arbeitswirtschaft angewendet ist der Input, die Arbeitszeit, die die Mitarbeiter anwesend sind. Der Output sind die Produkte oder die Wertschöpfung in jeder Prozessstufe. Wenn sich der Output zählen lässt (Anzahl der produzierten Teile) kann man anstelle des Preises für die Arbeitswirtschaft eine Kalkulationszeit setzen. Aus Menge mal Kalkulationszeit ergibt sich eine Sollzeit. Die verbrauchte Zeit ist die Istzeit, sprich in Summe die Anwesenheitszeit. Der Saldo ist die Differenz von Sollzeit minus Istzeit. Übrigens ist das Verhältnis von Sollzeit zu Istzeit nichts anderes als die Produktivität. Die gesamten Betriebswirtschaft und damit auch die Arbeitswirtschaft zielt darauf ab, eine Verhaltensänderung bei Betroffenen und Beteiligten zu erreichen. Eine Verhaltensänderung, die in eine Prozessoptimierung mündet. Schlankere Prozesse, Vermeidung von Verschwendungen, bessere Nutzung der vorhandenen Arbeitszeit, weniger Nebenzeiten, produktivere Wertschöpfung usw. Je besser Mitarbeiter und Führungskräfte den Zusammenhang zwischen einer betriebswirtschaftlichen Zahl und ihrem Verhalten verstehen, je wirksamer ist ein Instrument der Betriebswirtschaft. Unsere Erfahrung aus mehr als 20 Jahren zeigt, dass die Arbeitswirtschaft bzw. die Zahlen, die sie liefert, sehr schnell und nachhaltig verstanden wird. Die (Arbeits-)Zeit bekommt durch Arbeitswirtschaft wieder eine täglich sichtbaren Wert. Schnell ist jedem klar: Wenn Zeit verbraucht wird, ohne dass etwas erwirtschaftet wird, haben wir ein Problem. Diese direkte Transparenz aus Verhalten und Ergebnis ist der unschlagbare - aus meiner Sicht unverzichtbare - Nutzen von Arbeitswirtschaft. Jeder Betrieb, der mehr als 20 Mitarbeiter in Produktion oder im Warehousing beschäftigt, braucht Arbeitswirtschaft, um die bestmögliche Nutzung der Arbeitszeit zu gewährleisten.
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Wir sprechen hier über Bäckereien mit mindestens 40-50 Mitarbeitern in der Backstube. Diesen Bäckereien bläst ein starker Wind ins Gesicht. Energiepreise sind die eine Sache, noch viel gravierender ist der akute Personalmangel. Über Jahre sind die Bäckereien gewachsen, haben nach und nach immer mehr Filialen aufgemacht, waren erfolgreich. Dennoch hat irgendwie die Personalentwicklung nicht Schritt gehalten. Traditionell ist das Lohngefüge in Bäckereien niedrig. Natürlich verdient auch ein Geselle und Meister sein Geld, aber es nicht zu vergleichen mit der Industrie. Dazu kommen die Arbeitsbedingungen. Trotzdem viele Backwaren heute in den Filialen als Rohlinge angeliefert werden, ist ein großer Teil (speziell Brot) frische Ware. Die Lieferung muss morgens früh erfolgen, das bedingt, dass die Produktion am Tag vor der Lieferung beginnt und bis früh in den Morgen geht. Mit einem Wort: Nachtschicht. Die Ursachen für diese schwierige - fast aussichtslos scheinende - Situation liegen meistens Jahre zurück. Es gibt vergleichbare Situationen z.B. in der Pflege. Die Lösung ist Qualifizierung, bessere Bezahlung und eine Änderung der Anwerbung / Personalbeschaffung von Mitarbeitern. Qualifizierung i.S. auch einer Aufwertung des Berufs geht nur mit den Kammern und ist - für die einzelne Bäckerei - schier unmöglich alleine zu bewältigen. Bessere Bezahlung geht immer, ist auch notwendig, sollte aber immer einhergehen mit einem klarem, u.U. erweitertem Anforderungsprofil. Apropos „notwendig“: Das Wort „notwendig“ sagt es ja, etwas um die Not zu wenden. Die wirkliche Verbesserung wird eintreten, wenn die Anwerbung digitalisiert wird. Ein digitaler Prozess kann nachweislich für einen kontinuierlichen Bewerberstrom sorgen. Die Nutzung der sozialen Medien (Facebook, Instagram, Google, usw.) ermöglicht es jeder Bäckerei mit keinen größeren Aufwand als klassische Werbung Bewerber zu gewinnen, die von sich aus auf die Bäckerei zukommen. Auf diesem Weg finden inzwischen zig Unternehmen unterschiedlichster Branchen sehr erfolgreich ihre Mitarbeiter. Die Kosten pro Bewerber erscheinen Bäckereien möglicherweise anfangs relativ hoch, wenn man aber die Gesamtkosten eines neuen Mitarbeiters berücksichtigt, einschließlich der Kosten, die entstehen, wenn der Mitarbeiter sich als nicht geeignet erweist, sind die Kosten des digitalen Prozesses sogar niedriger. |
AutorStephan Pottkämper, Geschäftsführer ARWIS Consult GmbH: Archiv
December 2023
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